Katalogtext zu Emö Simonyi, Galerie der Künstler München, 6. bis 30. September 1984

Emö Simonyi ist seit 13 Jahren in München als freischaffende Künstlerin, sowie als Grafikerin in der Industrie tätig.
In ihrer ungarischen Heimat hatte die Grafikerin und Malerin eine solide und profunde Schulung, die an der Kunstakademie ín Budapest ausgebaut wurde. Die freiberufliche Tätigkeit brachte ihr vielfältige Erfolge, auch über die Grenzen Ungarns hinaus. So gewann sie z.B. ím Jahre 1968 den ersten Preis bei einem internationalen Wettbewerb in London für "Best Design of the Year".
Die in einer unruhigen Welt Aufgewachsene wußte sich bei aller Einschränkung stets auch Zugang zu den zeitgenössischen Kunstereignissen in Europa zu verschaffen. Dies führte in ihrer neuen Heimat zunächst zu einer surrealistischen Schaffensphase.
Erst die Möglichkeit sich bei der Kunstausstellung "Haidhauser Künstler 1982" in der Künstlerwerkstatt Lothrínger Straße 13 in München zu beteiligen, gab ihr den Impuls sich innerlich zu befreien und großzügig wie auch großflächig zu denken. Es beginnt für Emö Simonyi eine neue Stufe in ihrem Schaffen, doch dürfen manche, längst differenziert weiterentwickelte und überwundene Anklänge aus der Vergangenheit nicht unterschätzt werden.
In den vergangenen 13 Jahren hat sie das Mitgebrachte und bereits Erreichte, trotz den Belastungen, die das Fußfassen, die Integration und die berufliche Tätigkeit mit sich brachten, mit erstaunlicher Intensität ausgebaut und in neue Bahnen gelenkt. Da mag es seine Berechtigung haben, nicht nur das künstlerische Schaffen von Emö Simonyi als solches zu betrachten und zu werten, sondern auch dem nachzugehen, was es im Kontext der gegenwärtigen Kunstszene und als Ausdruck eines Weges von der Heimat in eine neue darstellt, ja exemplifiziert. Emöke hat es verstanden ganz in dieser neuen Welt zu leben und durch eine besondere Filterung persönlich zu bleiben.
Da können Inhalte, Themen, Motive, die verschlüsselt angedeutet waren, sich jetzt in dem entsprechenden anderen Medium frei entfalten.
Alle diese Komponenten veranschaulichen, jeweils entsprechend der künstlerischen Aussage, die Intentionen der Künstlerin, die spannungsvolle Einheit und Wechselbeziehung von Mensch und Kreatur, Wuchshaftes, Organisches und Gedankliches, das heißt die Kräfte, die aus uns wachsen und auf uns zurückwirken, also den großen Kreislauf ín sinnliche Bildsprache zu übersetzen. Man kann mit Recht von Metamorphosen und Verwandlungen sprechen. Was den Versuch einer stilistischen Einbindung betrifft, so ist der expressive Duktus der Arbeiten unübersehbar. In starken dramatischen Verflechtungen ist auch ein futuristischer und expressionistischer Zug ablesbar. In der Verschränkung von Körper- und Pflanzenstrukturen, der Verbindung von Menschen- und Tierkörpern ergeben sich Aussagen, die surrealistischen geprägt sind.
Im Vergleich zu den Beiträgen der Malerei: Surrealismus, Expressionismus und Futurismus, die sich innerhalb des gleichen Werkes sammeln, die nicht von einer bewußten Synthese herkommen, ergibt Simonyi's Werk die lebendigste Version vom Bildraum mit einer Aufteilung, die das Bild nach allen Richtungen ausdehnt.
Emö Simonyi versucht eine bestürzende Wirklichkeit wiederzugeben, die sich ständig bewegt und eine kosmogonische Einheit ergibt. Dies wird sichtbar durch ihre Technik, mit der rhythmische, labyrinthisch verschlungene Farbgespinste entstehen, Spuren einer "psychischen Improvisation".

         Ingo Glass

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